UN-Habitat definiert „Slum“ als „Siedlung, in der mehr als die Hälfte der Einwohner in unzumutbaren Unterkünften ohne grundlegende Versorgungseinrichtungen leben“ und die Menschen „ohne Eigentumsrechte, Zugang zu sauberem Wasser, Zugang zu sanitären Einrichtungen und ohne ausreichenden Wohnraum“ sind. Legt man diese Definition zugrunde, so kann man mit Fug und Recht viele Ortsteile des Distrikts Steng Hau, in dem wir mit unserem Verein „Zukunft für Steng Hau e.V.“ tätig sind, als Slum bezeichnen, auch wenn Steng Hau eine ländliche Gegend und keine Großstadt ist. Dennoch leben viele Menschen unter genau den geschilderten Bedingungen, und viele der Kinder, die regelmäßig an unsere Bildungshütte oder in unsere Englisch- und Computerklassen kommen, eben auch.
Bei ihrem diesjährigen Kambodschaaufenthalt besuchte Sabine Nerling, die 1. Vorsitzende von „Zukunft für Steng Hau e.V.“, nicht zum ersten Mal einige dieser Slumgebiete und war erneut erschüttert darüber, unter welch armseligen und eigentlich menschenunwürdigen Bedingungen viele „unserer“ Kinder aufwachsen.
Sabine bekam auch Einblicke in das Innere der zum großen Teil aus nur einem Raum für die ganze Familie bestehenden Hütten:
In dem Bereich vor der Hängematte schlafen nachts die Eltern, dahinter die Kinder. Das Bettzeug ist hintern in der Ecke gestapelt. Tagsüber dient der Raum als Aufenthaltsraum und zur Vorbereitung des Essens.Es ist absolut bewundernswert, wie die Ordnung in diesem kleinen Raum, der Schlafraum, Wohnraum und Küche gleichzeitig ist, gehalten wird.Draußen unter dem Vordach sind der „Kleiderschrank“…… und auch die tiptop aufgeräumte Küche.
Dieser Besuch zeigte überdeutlich, wie wichtig unsere Arbeit vor Ort ist. Gäbe es uns nicht, würden die Kinder den ganzen Tag unbeaufsichtigt durch die Straßen stromern, hätten keine Ansprache und keine Anregungen. Und die Eltern, die nun einmal arbeiten müssen, sobald sie als Tagelöhner Arbeit finden, wären ständig in größter Sorge.
Helft uns, den Kindern und MitarbeiterInnen weiterhin ein verlässlicher Partner zu sein und unser Projekt in gewohnter Qualität fortführen zu können!
“Zukunft für Steng Hau e.V.” Deutsche Bank IBAN: DE14 2007 0024 0744 1819 00, BIC: DEUTDEDBHAM
Im Februar konnte Sabine Nerling, 1. Vorsitzende des Vereins „Zukunft für Steng Hau e.V.“, nach zwei Jahren Coronapause erstmals wieder nach Kambodscha reisen. Sie unternahm mit unseren MitarbeiterInnen eine viertätige Fahrt (Bericht dazu in einem anderen Post) und verbrachte danach noch mehrere Tage in Steng Hau und an unserer Bildungshütte.
Die Bildungshütte in Steng Hau
An all unsere Spenderinnen und Spender, aber auch an jede und jeden, der/die bisher noch nicht gespendet hat, geht unser Aufruf: Helft uns, den Kindern und MitarbeiterInnen weiterhin ein verlässlicher Partner zu sein und unser Projekt in gewohnter Qualität fortführen zu können! Im Moment benötigt die Bildungshütte wieder einiges an Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten – auch dafür werden dringend Spenden benötigt.
“Zukunft für Steng Hau e.V.” Deutsche Bank IBAN: DE14 2007 0024 0744 1819 00, BIC: DEUTDEDBHAMSpenden sind von der Steuer absetzbar.
Fünf Jahre war der letzte Mitarbeiterausflug bereits her! Daher hatten wir beschlossen, in diesem Jahr eine Fahrt von vier Tagen zu ermöglichen. Die MitarbeiterInnen hatten sich sehr gewünscht, einmal nach Mondulkiri zu reisen, einer bergigen Provinz im Nordosten Kambodschas, in der sie noch nie waren. Das Reisen ist in Kambodscha nach wie vor beschwerlich, weil die meisten Straßen nicht sehr gut ausgebaut sind, und außerdem haben die Familien weder das Geld noch die Zeit, einfach für ein paar Tage irgendwo Urlaub zu machen, abgesehen davon, dass sie kein eigenes Auto haben, also mit Überlandbussen fahren und häufig umsteigen müssten. Daher ist so ein mehrtägiger Ausflug etwas sehr Besonderes.
Am frühen Morgen des 17. Februar trafen sich unser Manager und Englischlehrer Sophal, die Sozialarbeiterinnen Chanthy und Sophy, die EnglischlehrerInnen Sokha, Sreyna und Theary, der Computerlehrer Sarat sowie unser Nachtwächter Sarith und die dreijährige Enkelin von Chanthy, die sonst allein hätte zu Hause bleiben müssen, vor der Bildungshütte. In bester Laune ging es in einem mit Fahrer gemieteten VW-Bus los, um 11 waren sie bereits in Phnom Penh, und die Fahrt gen Nordosten konnte gemeinsam mit Sabine, die nach drei Jahren Corona-Pause endlich wieder nach Kambodscha reisen konnte, weitergehen.
Hier ist Sabines Reisebericht:
„Es war für mich ein sehr emotionaler Moment, als unsere MitarbeiterInnen mit dem Kleinbus um die Ecke bogen, mir strahlend zuwinkten und dann alle ausstiegen, um mich zu begrüßen! Damit, dass mir die Tränen kommen würden, hatte ich nicht gerechnet. Es war unglaublich schön und fühlte sich absolut richtig an, nachdem ich ja durchaus meine Zweifel gehabt hatte, ob eine Reise nach Kambodscha auch wirklich eine gute Idee war.
Doch nun waren alle Zweifel wie weggewischt, und ich freute mich auf die Tage mit unseren MitarbeiterInnen und auch darauf, selber eine Gegend von Kambodscha kennenzulernen, die ich nicht kannte.
Für die 370 km von Phnom Penh nach Senmonorom, der Hauptstadt Mondulkiris, benötigten wir, mit einer längeren Mittagspause, 7 Stunden.
Natürlich war schon die Fahrt interessant, denn eigentlich ist für uns Westler alles, was wir beobachten, anders und oft auch befremdlich. Zum Beispiel, dass manche Fahrer den Motor ihres Autos beim Tanken nicht ausmachen und es niemanden zu stören scheint. Oder die manchmal fast bis zur Unkenntlichkeit beladenen Fahrzeuge, denen man begegnet. Oder seltsame Dinge, die am Straßenrand verkauft werden.
In Senmonorom angekommen, wurde ein Gästehaus gesucht, es gab ein leckeres gemeinsames Abendessen, und dann ging’s schlafen. Da es in Kambodscha üblich ist, dass oft ganze Familien in einem Zimmer oder sogar einem Bett schlafen, war es für unsere MitarbeiterInnen selbstverständlich, dass es ein Zimmer mit zwei Doppelbetten für Chanthy mit Enkelin, Sophy, Sreyna und Theary und eins mit ebenfalls zwei Doppelbetten für Sophal, Sokha, Sarith und Sarat gab. In Einzel- oder Doppelzimmern hätten sie sich eher einsam gefühlt.
Als ich am nächsten Morgen zum verabredeten Zeitpunkt aus meinem Zimmer auftauchte, waren zunächst weder unsere MitarbeiterInnen noch der Wagen zu sehen. Doch schon kamen sie um die nächste Straßenecke und begrüßten mich mit der Frage: „Und, wie war dein Frühstück?“ Diese Frage überraschte mich dann doch, denn keiner hatte mir gesagt, dass jeder selbst für sein Frühstück sorgen müsse und wir uns NACH dem Frühstück treffen würden. Das war aber wohl unter anderem deshalb die Verabredung gewesen, weil unsere MitarbeiterInnen wussten, dass die Frühstücksgewohnheiten im Westen sich stark von denen in Kambodscha unterscheiden, wo es schon am Morgen Nudelsuppe oder all die Gerichte gibt, die für uns Mittagessen, aber definitiv nicht Frühstück sein können. Nun, das Problem wurde schnell gelöst, indem wir an einem Cafe an der Straße Halt machten, bei dem ich mir ein Baguette (ein Überbleibsel aus der Zeit, als Kambodscha französische Kolonie war) und einen leckeren Cappuccino aus Mondulkiri-Kaffee kaufen konnte und, wie sich herausstellte, nicht die Einzige war, die sich über den Kaffee freute.
Nun ging es zum Markt, wo wir uns Proviant für den Tag besorgten. An einem der Stände fanden wir sogar Gemüsegerichte – die kambodschanische Küche ist recht fleisch- und fischlastig, so dass man nach Gemüse oft etwas länger suchen bzw. extra danach fragen muss. Es ist rührend, wie sehr unsere MitarbeiterInnen immer dafür sorgen, dass für mich viel Gemüse beim Essen dabei ist!
Der nächste wichtige Tagesordnungspunkt war Fotosession am Wahrzeichen Senmonoroms, einer Büffelskulptur sowie einer überdimensionalen 2023. Es wurden Gruppenfotos, Fotos von jedem mit jedem und von jedem einzeln gemacht, wobei keiner jemals die Geduld verlor, wenn jemand nach noch einem weiteren Foto in wieder anderer Zusammensetzung verlangte.
Erst danach konnten wir uns zum eigentlichen Ziel der ganzen Reise, dem Busra-Wasserfall 43 km von Senmonorom entfernt, aufmachen. Die Reise dorthin hat sich gelohnt! Der Wasserfall ist wirklich beeindruckend, das Gelände drumherum für einheimische Touristen mit vielen Verkaufsständen und Picknickmöglichkeiten ausgestattet, aber dennoch mit viel Dschungel, und auch hier konnten jede Menge Fotos gemacht werden.
Dieser blaue Schal von einem der Verkaufsstände ist ein Geschenk unserer MitarbeiterInnen.
Die Mittagspause hielten wir irgendwo im Nirgendwo, wo ein kleiner Pavillon für offensichtlich diesen Zweck stand. Leider konnte man nur allzu deutlich erkennen, dass vor uns bereits andere Besucher an diesem Platz waren… Glücklicherweise ist es für unsere MitarbeiterInnen eine Selbstverständlichkeit, keinen Müll in der Natur herumliegen zu lassen.
Weitere Highlights des Tages waren der Besuch eines Aussichtspunkts und der einer Kaffeeplantage.
Der Blick ist zwar schön, aber es gibt auch sehr viele gerodete Flächen…Nach dem anstrengenden Aufstieg ruhen sich Theary und Sreyna erst einmal aus.Kaffeepflanze
Besonders interessant fand ich die Avocadobäume – ich hatte keine Ahnung, wie Avocados wachsen.